Mir und meinem Unterarm, wo die Vorbereitung meiner zukünftigen Nase operiert wurde, geht es den Umständen entsprechend gut. Das Verbot vom Arzt, nicht putzen oder kochen zu dürfen, verkrafte ich relativ gut. 😉 Das Sportverbot macht mir mehr zu schaffen. Ohne Sport bin ich unausstehlich. Mein armer Mann! Doch, was sein muss, muss sein. Ich will nichts riskieren und gehorche ganz brav.
Am 18.03.2020 ist nun die Operation, wo die gezüchtete Nase auf den Unterarm noch mit Eigengewebe, Rippen und Knorpel bestückt und dann ins Gesicht genäht wird. Wenn es keine Komplikationen gibt, sieht man nach ein paar Monaten fast keine Narben mehr und ich habe endlich wieder eine Nase.
Ich hoffe, dass ich bis zum Herbst mein Leben zurückhabe. Dass endlich wieder ich und nicht meine Krankheit, meine Pläne bestimmen. Wenn ich morgens jeweils in den Spiegel schaue, meinen Gesichtsverlust sehe, kommt die Wut auf frühere Ärzte schon wieder hoch, die viel Geld an mir verdient haben und mir mehr geschadet als genützt haben. Doch versuche ich nun, vorwärts zu schauen. Ich versuche, meiner Verbitterung nicht mehr zu viel Platz in meinem Herzen zu lassen und versuche, mich auf die schönen Dinge und lieben Menschen in meinem jetzigen Leben zu konzentrieren. Wenn man eine schwere Zeit durchmacht, neigt man dazu, die lieben Menschen die schönen Erlebnisse einfach gleichgültig hinzunehmen, da man so auf das Negative konzentriert ist. Ich habe deswegen seit ein paar Wochen ein Dankbarkeitstagebuch angefangen. Dort schreibe ich nun ab und zu rein, was mich glücklich gemacht hat oder was ich Schönes erlebt habe und für was ich dankbar bin.
Ebenso wichtig ist es aber, die Wut oder Verzweiflung über sein Schicksal, Krankheit oder Ungerechtigkeiten absolut zuzulassen. Nichts Schlimmeres, als wenn man solche verständlichen Gefühle unterdrückt oder verdrängt.
Ich habe Tage, da frage ich mich echt, was soll ich noch auf dieser Welt? Ich bin ein sehr extrovertierter Mensch, gehe offen auf die Menschen zu und bin kontaktfreudig. Durch mein entstelltes Gesicht lebe ich nun gezwungener Massen introvertiert und habe Hemmungen auf Leute zuzugehen.
An solchen Tagen, wo man Schwarz sieht, wo man nicht mehr weiter weiss, wo man einfach Wut oder Trauer verspürt, braucht man keine oberflächlichen Menschen, die was von positiv denken quasseln und einem auf die Schulter klopfen. Ratschläge sind Schläge, heisst es nicht umsonst. Wer selber nicht in dieser Situation ist, sollte vorsichtig sein, mit „guten Ratschlägen“.
An solchen Tagen braucht man Menschen, die zuhören, die einen auch in dieser verzweifelten Situation akzeptieren.
Es ist auch schwierig, einem kranken oder verzweifelten Menschen zu befehlen, was ihm helfen soll. Jeder hat etwas anderes, was ihm helfen kann. Einem Menschen hilft der Glaube, einem anderen eine andere Ernährungsform, wieder ein anderer wird spirituell. Mir als Rebellin hilft es, in die Offensive zu gehen. Deswegen habe ich den Blog eröffnet. Um zu informieren, um mich mit Menschen mit ähnlichen «Göttern in Weiss Erlebnissen» auszutauschen. Aber auch zu zeigen, dass es auch gute Ärzte gibt. Man muss sie einfach suchen. Es ist wie bei einer Partnerschaft, da braucht es auch ab und zu drei vier Wechsel, bis es der Richtige ist. So ist es auch mit den Ärzten. Auf was man bei Ärzten achten muss, werde ich in einem späteren Blogbeitrag erklären.
Was mir die Krankheit unter anderem beigebracht hat:
Wer im Regen nicht mit mir tanzt, wird im Sturm nie bei mir sein.
Und wer im Sturm nicht bei mir ist, den brauch ich auch nicht bei Sonnenschein!
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